Ein Ziegenbock. Und er stinkt. Gefragt nach Anekdoten aus der 150jährigen Geschichte des Augustinerklosters in Germershausen, erzählt Pater Benno gern von müffelnden Mitbewohnern mit Hörnern.
Oder er berichtet von einem Geschehnis, das im Kloster zu einem geflügelten Wort geworden ist: Eines Tages habe es Streit zwischen dem damaligen Prior und einem Mitbewohner des Klosters gegeben, der kein Bruder war. Aus Protest habe dieser die schmucken Geranien vor der Klosterpforte mit einer Schere abgeschnitten – zum Entsetzen des Priors und mit den Worten: „Pater Prior, es gibt auch Sabotage!“ Die Geranien wuchsen nach, der Ausspruch ist geblieben. Derzeit ist Pater Benno selbst Prior des Augustinerklosters in Germershausen und kann viel aus dessen bewegter Geschichte erzählen.
Am Anfang des Wirkens der Augustiner in Germershausen stand ein Zufall: Der damalige Hildesheimer Bischof Eduard Jakob Wedekin suchte Ordensleute, die die Wallfahrt zum Gnadenbild Maria in der Wiese in Germershausen seelsorglich betreuen. Ebenfalls auf der Suche war der Prior des Augustinerklosters im unterfränkischen Münnerstadt: Pater Pius Keller wollte einer Niederlassung außerhalb Bayerns finden.
Nach der Säkularisation 1803 waren nur zwei Konvente mit nur rund 20 Augustinern übrig geblieben. Sie unterlagen zudem der bayerischen Vorgabe, dass als Novizen ausschließlich Lehrer für die Klosterschule aufgenommen werden durften. Die beiden Kirchenmänner trafen sich zufällig, ergriffen die Initiative und 1864 wurde das Kloster gegründet.
Für die Augustiner hatte Germershausen entscheidende Bedeutung: Denn durch das neue Kloster im Eichsfeld konnten wieder unbeschränkt Novizen aufgenommen werden. Das führte auch zur Wiedererrichtung einer Deutschen Provinz im Augustinerorden.
Ab 1888 wurden in Germershausen Schüler unterrichtet, ab 1905 bestand bis 1970 eine Klosterschule. Sie war auch für den heutigen Prior der erste Kontakt zu den Augustinern. Pater Benno lebte als Jugendlicher ein Jahr im Internat und wurde auf die Aufnahmeprüfung des Gymnasiums vorbereitet.
Die Schule wurde schließlich aufgegeben, weil das staatliche Angebot im Untereichsfeld wuchs und das Interesse am Internat abnahm. Die Schulgebäude gingen in den Besitz des Bistums über. Seit 1972 ist dort die Bildungsstätte St. Martin untergebracht, in der Augustiner als Direktoren, Referenten und Geistliche wirkten. Von 1966 bis 2014 waren die Augustiner im Untereichsfeld zudem in der Gemeindeseelsorge tätig, haben sich aber nun ganz der überpfarrlichen Seelsorge verschrieben.