St. Cyriakus ist besonders mit der Geschichte des Eichsfeldes verbunden
Eine Kirche wie St. Cyriakus mit ihrer langen Tradition und reichen Ausstattung gehört im Bistum Hildesheim eher zu den Ausnahmen. Das hat mit der besonderen Geschichte des Eichsfeldes zu tun.
Im Eichsfeld war schon immer alles ein bisschen anders: So gehörte das heutige Untereichsfeld von etwa 1350 an bis zur Säkularisation 1810 zum Kurfürstlich mainzischer Eichsfelder Staat. Der Einfluss der Mainzer Erzbischöfe reichte dabei noch weiter zurück. Bereits um das Jahr 1022 wurde Land nahe des heutigen Heiligenstadt (Obereichsfeld) erworben – und Schritt für Schritt, unter anderem durch Klostergründungen erweitert. Auch durch diese besitzergreifende Politik gehörten die Mainzer Erzbischöfe als Kurfürsten und Reichserzkanzler zu den einflussreichsten Männern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
Der Bischof von Hildesheim war nur Nachbar
Der Bischof von Hildesheim war Nachbar, aber weder geistlicher noch politischer Herrscher. Wären die damaligen Verhältnisse noch aktuell, hätte der Antrag auf Erhebung zur Basilika nicht von Bischof Norbert Trelle, sondern von Kardinal Karl Lehmann, dem Bischof von Mainz, befürwortet werden müssen.
Einem Vorgänger von Lehmann, Daniel Brendel von Homburg, ist es zu verdanken, dass die Mainzer Insel des Eichsfeldes heute noch als „katholisch“ gilt. Denn die Reformation machte weder vor dem Eichsfeld noch vor dem Mainzer Domkapitel Halt. Zwar konnte sich Brendel nur mit einer Stimme Mehrheit 1555 gegen seinen lutherisch gesinnten Rivalen Pfalzgraf Reichard durchsetzen. Doch war er es, der 1561 das Kolleg der Jesuiten in Mainz und 1575 das in Heiligenstadt gründete – der Beginn der Gegenreformation.
In gut 50 Jahren gewannen die Jesuiten fast alle Dörfer des Eichsfeldes für den katholischen Glauben zurück. Erst durch die politische Neuordnung, auch der kirchlichen Strukturen Anfang des 19. Jahrhunderts, kam das Eichsfeld 1824 zum größer gewordenen Bistum Hildesheim.
Das erklärt, warum in einem Brennpunkt von Bauernkrieg, Reformation und 30-jährigem Krieg St. Cyriakus immer noch katholisch ist. Die heutige Kirche wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1250 und 1490 errichtet. Zunächst entstand das imposante frühgotische Westwerk mit repräsentativem Portal, jedoch zunächst nur einem Turm vorgesetzt. Ab 1394 entstand der hochgotische Chor. 1490 war auch das spätgotische Langschiff mit Netzgewölbe durch den Baumeister Heinrich Hellmold fertiggestellt.
1852 wurde der bestehende Turm und das Dach beim Stadtbrand in Duderstadt zerstört. Gut zehn Jahre wurde die Westfront mit den nun zwei mächtigen Türmen saniert.
Zahlreiche Kostbarkeiten und Kunstwerke
Im Kirchenraum sind zahlreiche gotische wie barocke sakrale Kostbarkeiten und Kunstwerke zu finden, die zum Kirchenschatz von St. Cyriakus gehören. So ist aus spätgotischer Zeit eine steinerne Kanzel und der große Flügelaltar im Hauptchor erhalten, der Szenen aus dem Leben Christi und Mariens zeigt.
Von besonderer Bedeutung ist auch das aus dem 16. Jahrhundert stammende Relief der heiligen Sippe, das die Verwandtschaft Jesu zeigt. Zudem beherbergt St. Cyrikaus ein Partikel des Kreuzes, an dem Jesus Christus gestorben ist – im sogenannten Nordhäuser Kreuz, das zum Kirchenschatz zählt.
Dieses Kreuz mit dem eingelassenen Partikel hat Kaiser Otto III. um das Jahr 1000 dem Frauenstift in Nordhausen vermacht. 1675 wurde es St. Cyriakus vermacht – auch eine Spätfolge der Reformation in Thüringen.
Diese Schenkung, aber auch die reiche Ausstattung, zeigt heute noch die Bedeutung, die die Kirche für den Kurfürstlich mainzischer Eichsfelder Staat hatte. Hier residierte der Bischöfliche Kommissarius – ausgestattet mit großer Entscheidungsgewalt. Der Titel Bischöflicher Kommissar existiert noch heute – gebunden an das Amt des Propstes.